Lange galt der Fonds als Königsweg für den Zugang zu Private Equity: Diversifikation, professionelle Steuerung, Zugang zu attraktiven Zielgesellschaften – so lautete das gängige Narrativ. Und tatsächlich: Für viele Investoren war und ist das Fondsmodell eine sinnvolle Struktur, um in private Märkte zu investieren. Doch unter erfahrenen Unternehmern beginnt sich das Bild zu verschieben. Immer häufiger entscheiden sie sich gegen das Fondskonstrukt – und für gezielte Direktbeteiligungen. Aus guten Gründen.
Der zentrale Punkt ist Kontrolle. Wer selbst Unternehmen aufgebaut oder geführt hat, ist es gewohnt, Entscheidungen selbst zu treffen – auf Basis von Geschäftszahlen, Gesprächen und strategischer Einschätzung. In einem Fonds hingegen gibt der Investor diese Steuerung an das Management ab. Er sieht nur, was der Fonds zeigt. Das Portfolio bleibt eine Black Box, die individuelle Beurteilung einzelner Zielgesellschaften ist in der Regel nicht möglich. Für viele Unternehmer, die sich mit operativer Tiefe und Marktverständnis auskennen, ist das nicht befriedigend.
Hinzu kommt: Der Zugang zu guten Direktdeals ist heute besser denn je. Während noch vor einigen Jahren institutionelle Fonds das Spielfeld dominierten, hat sich der Markt geöffnet. Unternehmer mit Kapital, Netzwerk und Transaktionserfahrung erhalten vermehrt Zugang zu hochwertigen Beteiligungen – sei es über spezialisierte Plattformen, Nachfolgeprozesse oder durch direkte Kontakte in der Industrie. Gerade im Schweizer Markt, wo Vertrauen und Verlässlichkeit eine grosse Rolle spielen, entstehen viele Deals nicht über Auktionen, sondern über Beziehungen.
Auch die Argumente für Diversifikation verlieren in dieser Zielgruppe an Kraft. Wer selbst ein Unternehmen geführt hat, weiss, dass es nicht zehn Beteiligungen braucht, um Substanz aufzubauen. Es reicht eine – wenn sie passt. Das unternehmerische Denken ist dabei ein anderes: Man investiert nicht breit, sondern gezielt. Und begleitet aktiv. Oft wird nicht nur Kapital eingebracht, sondern Know-how, Netzwerk, strategische Unterstützung. Das verändert die Rolle des Investors – vom passiven Geldgeber zum aktiven Mitgestalter.
Steuerlich und rechtlich haben sich zudem neue Strukturen etabliert, die Single Deals effizient umsetzbar machen – auch mit Blick auf Beteiligungsquoten, Governance und Exitfähigkeit. Co-Investment-Vereinbarungen, vertraglich gesicherte Mitspracherechte oder abgesprochene Exit-Szenarien sind längst Standard in professionellen Direktbeteiligungen. Die Annahme, nur ein Fonds garantiere Struktur, trifft heute so nicht mehr zu.
Was man ausserdem nicht unterschätzen darf: Unternehmer schätzen Klarheit. Sie wollen verstehen, in welches Unternehmen sie investieren, wer dort Verantwortung trägt, wie die Planung aussieht, wo die Risiken liegen. Und sie wollen wissen, wie ihr Kapital konkret verwendet wird. All das lässt sich in einem Single Deal deutlich besser abbilden als in einem Fonds, der in ein Dutzend Zielgesellschaften gleichzeitig investiert – teils mit völlig unterschiedlichen Dynamiken, Regionen oder Geschäftsmodellen.
Natürlich sind Single Deals nicht für jeden geeignet. Sie erfordern Zeit, Analyse, ein gewisses Mass an Engagement – und die Bereitschaft, sich mit einem Unternehmen ernsthaft auseinanderzusetzen. Doch für viele Unternehmer ist genau das kein Nachteil, sondern der eigentliche Reiz. Sie investieren nicht aus der Ferne, sondern aus Überzeugung. Sie folgen nicht der Benchmark, sondern dem Geschäftsmodell.
In einer Welt, in der Transparenz, Kontrolle und unternehmerisches Verständnis an Bedeutung gewinnen, wird das Fondsmodell nicht obsolet – aber es verliert seine Exklusivität. Single Deals sind keine Ausnahme mehr. Sie sind eine bewusste Entscheidung von Menschen, die wissen, wie Unternehmen funktionieren – und die nicht bereit sind, diese Erfahrung an einen anonymen Fonds zu delegieren.